„Andorra“
von Max Frisch
Mai 1992
Bilder
Stück und Autor
Max Frisch, 1911 in der Schweiz geboren und 1991 dort gestorben, brach sein 1931 in Zürich begonnenes Studium der Germanistik ab und nahm einige Jahre später ein Studium der Architektur auf. Dieses schloss er 1941 mit Diplom ab.
Nach Auflösung seines Architekturbüros 1954 arbeitete er als freier Schriftsteller. Er unternahm zahlreiche Reisen, davon mehrere in die USA, wo er auch längere Zeit lebte.
Sein Stück „Andorra“, dessen wurzeln im Tagebuch 1946 liegen, wurde im Jahr 1961 uraufgeführt.
Ihm schickt Max Frisch folgenden Satz voraus:
„Das Andorra dieses Stücks hat nichts zu tun mit dem wirklichen Kleinstaat dieses Namens, gemeint ist auch nicht ein anderer wirklicher Kleinstaat; Andorra ist der Name für ein Modell.“
Wenn wir – Sie als Zuschauer, und wir als Schauspieler – uns freiwillig mit diesem Stück konfrontieren, so vielleicht nicht gerade deshalb, weil wir in der Schule besonders gut aufgepasst und schon einmal etwas über die Problematik von Vorurteilen und Intoleranz gehört haben; wir haben dafür aber folgendes festgestellt – und wenn nicht, so bemühen wir, das Theater, uns in diesem Punkt um Deutlichkeit:
In jedem Land gibt es Orte, die Andorra heißen, und in jedem von uns ist ein Andorraner, und einer, der keiner ist. Und keiner von uns weiß, wann unsere Mitwelt entscheidet, welcher von beiden wir sind, der Andorraner, oder der „Andere“.
Handlung:
In einem Land, nennen wir es Andorra, lebt Andri, ein junger Mann, der Tischler werden möchte. Er wohnt im Haus des Lehrers und seiner Frau als deren Pflegesohn und ist heimlich mit ihrer Tochter, Barblin, verlobt.
Die Figuren, mit denen Andri zu tun hat, lehnen Ihn zunächst versteckt, dann offen ab.
Andri versucht anfangs durch starke Anpassung dieser Entwicklung entgegenzuwirken. Der Versuch misslingt. Seine Gegenspieler haben ihm bereits das Zeichen des Anderssein, das hier durch den Begriff „JUD SEIN“ mitgeteilt wird, eingebrannt.
Als Andri seinen vermeintlichen Pflegevater um die Erlaubnis bittet, Barblin heiraten zu dürfen, wird die Geschichte seiner Herkunft nochmals aufgerollt.
Es stellt sich heraus, daß er nicht als Judenkind vom Lehrer gerettet worden ist, sondern dass er der leibliche Sohn des Lehrers und einer anderen Frau (der Senora) ist.
Diese Tatsache wird jedoch weder von Andri, der sich nun – da sich alle von ihm abgewendet haben – an sein Anderssein klammert, noch von seinen Gegenspielern angenommen, die ihren Plan mit blutiger Konsequenz durchführen und Andri, den „Anderen“, hinrichten.
Zurück bleiben Zuschauer, die Täter waren:
- DER DOKTOR: Was meine Person betrifft, so habe ich nie an Misshandlungen teilgenommen oder irgend jemand dazu aufgefordert. J und eine geschändete Barblin
- DER SOLDAT: Also du magst mich nicht. Das hat schon manch eine gesagt, aber bekommen hab ich sie doch. J, die mit geschorenem Haupt die Mörder ihres Bruders vergeblich anklagt.
Ensemble
Andri | Christian Gerlach |
Barblin | Diana Staible |
Lehrer | Andreas Gärtner |
Mutter | Julia Weinkamm |
Senora | Sabine Schneck |
Pater | Robert Seidl |
Soldat | Markus Schwab |
Wirtin | Ute Krogull |
Tischler’s Witwe | Anja Smetana |
Doktor | Markus Steber |
Geselle | Mathias Krupna |
Judenschauer | Bernhard Bauer |
Soldaten | Miroslav Vucicevic Norbert Ebner |
Volk | Christine Geh-Ziegler Günther Becherer |
Souffleuse | Kathrin Weinkamm |
Lichttechnik | Gerhard Ramert Günther Becherer |
Tontechniker | Mark Chmelik |
Bühnentechnik | Florian Einfalt Sabine Müller Thomas von Streit |
Maskenbildnerin | Monika Jungnickl |
Plakat | Roland Stöger |
Programmheft | Adelheid Karl |
Fotograf | Gerhard Ramert |
Regie | Robert Seidl |
Regieassistentin | Tilla Hennig |