„Romulus der Große“
von Friedrich Dürrenmatt
Juni 1994
Bilder
Stück und Autor
Unversöhnlicher Dichter, unbequemer Querkopf, Humorist auf höchster künstlerischer und intellektueller Ebene, viele Beinamen hat man dem am 14. Dezember 1990 verstorbenen Schweizer Schriftsteller Friedrich Dürrenmatt zu Lebzeiten gegeben.
Mit über 50 literarischen Werken avancierte er zu einem der erfolgreichsten Autoren der Welt. „Der Besuch der alten Dame“ (1955) und „Die Physiker“ (1962) aus seinem Dramenwerk und der Roman „Der Richter und sein Henker“ machten ihn zu einer literarischen Größe, zu einem Klassiker der Moderne.
Dürrenmatt war ein sehr widersprüchlicher Mensch, jeder Festlegung aus dem Wege gehend. Sein Werk verstand er als provokativ und er wollte auch provozieren, die Welt und die Menschen. Gerade in seinem Weltanschauungstheater hält er seinen Zeitgenossen oft illusionszerstörend den Spiegel vor, um ihr Gewissen zu wecken. In einer unüberschaubaren Welt voller Pannen könne man nicht „allzu billig trost spenden“, sondern müsse „mit Abenteuern die Wahrheit sagen“. Beißender Humor, feiner Wortwitz und Zynismus sind die Kennzeichen seiner Werke. Als Metier wählt Dürrenmatt die Komödie, die einzige heute mögliche Form, aus der sich tragisches erzielen lasse. Sie geht nicht von Gegebenem aus, sie verwandelt Missstände ins Komische und macht sie dadurch um so deutlicher sichtbar. In seiner parodistischen Art lässt Friedrich Dürrenmatt keine aus dem Leben gegriffenen Personen auftreten, sondern exemplarische Modellfiguren, die für „seine Welt“ stehen und seinen Stücken einen gewissen Fabelcharakter verleihen.
Unter diesem Gesichtspunkt ist auch das 1949 erschienene Stück „Romulus der Große“ zu sehen. Der Autor greift zwar auf die historische Person Romulus Augustus zurück, aber nur um im römischen Kostüm Urkonflikte auszutragen.
Es geht Friedrich Dürrenmatt hierbei nicht um historische Hintergründe, oder um irgendwelche Gesellschaftsformen, sondern um grundlegendere Begriffe wie Macht, Schuld, Ehre, Treue, Freiheit und Gerechtigkeit.
Der Schriftsteller lässt in diesem Stück nicht einen Helden an seiner Zeit, sondern eine Zeit an einem Helden zugrunde gehen. Es gilt nicht einen witzigen Mann zu zeigen. Hamlets Wahnsinn ist das rote Tuch, hinter dem er seinen Degen verbirgt, der Claudius gilt. Romulus verbirgt seinen Degen, mit dem er einem Weltreich den Todesstoß gibt, hinter seinem Witz und seiner scheinbaren Unbeholfenheit. Dürrenmatt rechtfertigt einen Landesverräter, aber einen, den es nie gibt. Kaiser rebellieren nicht, wenn ihr Land Unrecht hat. Sie überlassen das den Bürgern und nennen es Landesverrat, denn der Staat fordert immer Gehorsam. Aber Romulus rebelliert auch wenn die Germanen kommen.
Ensemble
Romulus Augustus | Markus Schwab |
Julia | Christiane Neumeir |
Rea | Sabine Schneck |
Zena, Kaiserin von Ostrom | Alexandra Besler |
Ämilian | Mathias Krupna |
Mares | Miroslav Vucicevic |
Tullia Rotunda | Kathrin Weinkamm |
Sourius Titus Mamma | Matthias Roßmanith |
Lupicina | Marina Hicker |
Euphemia | Tilla Hennig |
Apollion | Christian Schnappinger |
Cäsar Rupf | Andreas Gärtner |
Odoaker | Matthias Lidl |
Theoderich | Mark Chmelik |
Sulphurida | Sandra Knollmann |
Phosphorida | Christine Riedl |
Koch | Norbert Ebner |
Dienstmann | Jürgen Schwab |
Maske | Monika Jungnickl |
Souffleuse | Julia Weinkamm |
Beleuchtung | Gerhard Ramert |
Plakat | Matthias Lidl |
Programmheft | Andreas Gärtner |
Bühne | Norbert Ebner Florian Einfalt |
Regie | Andreas Gärtner |